Spritz noch einmal, Sam!

Claudia Aigner
Wiener Zeitung, 30.01.2008
anlässlich der Ausstellung: Double Trouble, Künstlerhaus Wien 2008)

So sollte ein Film eher nicht enden (höchstens einer von David Lynch): Ein mysteriöser Fremder mit einer Mundharmonika und ein böser Killer stehen sich beim finalen Duell gegenüber. Auf einmal zerren Außerirdische, die eben Spielverderber sind, den Bösen in ihr Ufo. (Sergio Leone wäre das aber ohnedies nicht eingefallen.) Oder Rocky Balboa und Apollo Creed prügeln sich schon durch die 15te Runde, spucken Blut und Zähne, plötzlich plumpst dem Apollo ein Riesenhagelkorn auf die Birne. Na ja, würd' der Fernseher grad dann eingehen, wenn der Kommissar verkündet: "Der Mörder ist . . .", weil Godzilla just in dem Moment durchs Wohnzimmer trampeln muss, wär' das wohl ähnlich frustrierend.

Der fiktive Film "Double trouble", den Christoph Urwalek in collageartigen Einzelbildern auf Papier gedruckt hat, hört jedenfalls ganz merkwürdig auf. Anscheinend explodiert der Planet, nachdem ein cooler Typ und eine heiße Braut nichts weiter getan haben, als zu telefonieren (und von Telefonsex geht die Welt nicht unter), Cabrio zu fahren und sich gegenseitig ihre Anatomie zu zeigen. Urwalek spielt in diesem apokalyptischen Mysteryporno gleich beide Rollen, verkleidet sich als so etwas wie seine eineiige Zwillingsschwester. Eine spezielle Form von Narzissmus? (Dr. Jekyll hat eine Affäre mit Mrs. Hyde.) Er hat sichtlich Spaß mit sich selbst. Und mag üppige Brüste. (Weil Männer Säuglinge sind?) Und den Gartenschlauch hält er wie ein richtiger Kerl (Spritz noch einmal, Sam!). Zum Glück mildert er die "Ich Macho, du Jane"-Pose immer wieder mit Humor. Seine fast bedingungslose Selbstironie macht ihn sogar sympathisch. In der Erkenne-dich-selbst-Bonusszene kommt er vorm Spiegel drauf, dass er der King ist. Elvis? Nein: Kong. Da erscheint ihm der "Gorilla im Manne". Und das pyromanische Ende? Bestimmt ein Asteroid, der das Patriarchat z'ammhaut wie einen Dinosaurier.

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